Kunst im freien Fall
An 250 Tagen im Jahr werden vom Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen wissenschaftliche Experimente in der Schwerelosigkeit durchgeführt. Heute hat Oliver Chanarin den Bremer Fallturm für ein künstlerisches Experiment genutzt.
Als er eingeladen wurde, ein Kunstwerk im Weltall zu schaffen, ließ sich Oliver Chanarin von den frühen Arbeiten Marcel Duchamps inspirieren. Für sein Stück "3 Stoppages" ließ Duchamp eine ein Meter lange Schnur auf den Boden fallen und zeichnete die Linie nach. Es war das erste Kunstwerk, das durch die Schwerkraft entstand. "Das Experiment wurde 1913 durchgeführt um Formen zu fixieren und zu bewahren, die durch Zufall, durch meinen Zufall, entstehen.", erklärte Duchamp 1964 in einem Interview. Die Schwerkraft inspirierte auch weiterhin Künstler wie Yves Klein, der in Paris ins Leere sprang, Bas Jan Ader, der in Amsterdam in einen Kanal fiel, oder Ai Wei Wei, der eine kostbare Urne aus der Han-Dynastie fallen ließ. Nun hat Chanarin Duchamps bahnbrechendes Werk in der Schwerelosigkeit nachgestellt. Diesmal wird ein Seil 110 Meter in einer geschlossenen Kapsel fallengelassen, um die Bedingungen außerhalb der Erdumlaufbahn zu reproduzieren. Während des Falls wird die Form des Seils von vier hochauflösenden Kameras aufgenommen. Die erzeugten Daten werden in eine dreidimensionale Skulptur umgewandelt; eine Fortsetzung von Duchamps Werk - für das 21. Jahrhundert.
OLYMPIASPACE, eine kommerzielle Raumfahrtagentur, hat das Werk in Auftrag gegeben und will Künstler mit Raumfahrtwissenschaftlern zusammenbringen und kulturelle Kooperationen generieren. Die Gründerin Dr. Olympia Kyriopoulos brachte Oliver Chanarin, Nikon, GDV Systems + Solutions GmbH und die Wissenschaftler des erdgebundenen Mikrogravitationslabors des ZARM, dem Fallturm Bremen, zusammen, um dieses ehrgeizige Projekt zu realisieren.
Videomaterial: https://www.youtube.com/watch?v=TmT__B9W76g
Weitere Infos:
Vanessa Alena Roolfing
ZARM Kommunikation
E-Mail: vanessa.roolfing[at]zarm.uni-bremen.de
Telefon: 0421 218-57823