Brand in der Raumstation
Brand in der Raumstation
Bremer Studierende untersuchen den Ernstfall in einem Raketenexperiment – Generalprobe im ZARM
Was passiert, wenn es im Weltraum brennt und wie breitet sich ein Brand in der Schwerelosigkeit aus? Dieser von der Wissenschaft bislang nur vage beantworteten Frage gehen fünf Studenten der Universität Bremen in den Räumen des Zentrums für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) auf den Grund. Möglich macht dies das deutsch-schwedische Studierendenprogramm REXUS/BEXUS, welches ausgewählten europäischen Studierenden jährlich die Chance bietet, technische und wissenschaftliche Experimente auf Höhenforschungsraketen durchzuführen. Für das Team von UB-Fire (University of Bremen Fire Safety Research Experiment) startet am 7. Dezember 2015 der Countdown für die entscheidende Vorbereitungsphase: die Integration des Experimentaufbaus in die Rakete mit anschließendem Funktionstest. Unterstützung erhalten sie dabei von den Ingenieuren des ZARM, die das Studierendenprogramm technisch und koordinatorisch mitbetreuen.
Alle Materialien, die in bemannten Weltraumstationen verbaut werden, müssen unterschiedlichen Tests zur Feuersicherheit unterzogen werden. Dazu werden in Laboren Materialproben entzündet und untersucht. Bisherige Prüfverfahren und „Testfeuer“ berücksichtigen die tatsächlichen Weltraumbedingungen jedoch nicht vollständig, denn es wird weder die Schwerelosigkeit als Parameter einbezogen, noch die in einer Raumkapsel erzeugte Luftströmung durch Klimaanlagen oder die Unebenheit von Materialoberflächen wie Rundungen, Ecken, Kanten oder Nuten. Um diese Testverfahren zu verbessern und den realen Gegebenheiten auf einer Raumstation anzupassen, haben die Bremer Studenten Florian Meyer, Tim Schwenteck, Maximilian Ruhe, Patrick Bihn und Alex Freier ihr Experiment der Ausbreitung von Bränden auf unterschiedlichen Oberflächen und unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit gewidmet. Dazu entzünden sie während der siebenminütigen Flugphase der Forschungsrakete in etwa 90 Kilometern Höhe einen Testbrand.
Kernelement des Experimentaufbaus ist die Brennkammer, die nun in die Forschungsrakete eingebaut und auf ihre Funktionsfähigkeit in Kombination mit den Steuerungssystemen der Rakete einer Generalprobe unterzogen wird. Sind die abschließenden Test und Qualifikationen im Rahmen der sogenannten „Experiment Acceptance Reviews“ am ZARM erfolgreich absolviert, steht dem Raketenstart vom Europäischen Weltraumbahnhof ESRANGE am nordschwedischen Polarkreis im Februar 2016 nichts entgegen.
Neben dem Bremer Team werden Studierende der Universitäten Jena, Würzburg, Strathclyde, Barcelona und Luzern mit ihren Experimenten an der REXUS/BEXUS Integrationswoche am ZARM vom 7. bis zum 11. Dezember 2015 teilnehmen.
Mehr zum REXUS/BEXUS-Programm:
Das REXUS/BEXUS-Programm (Raketen-/BallonEXperimente für UniversitätsStudierende) ermöglicht Studierenden von Universitäten und Hochschulen in Europa, technische und wissenschaftliche Experimente auf Forschungsraketen und -ballonen durchzuführen. Jedes Jahr werden zwei Raketen und zwei Ballone gestartet, die bis zu 20 von Studierenden entwickelte und gebaute Experimente tragen. Ein bilaterales Abkommen zwischen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Schwedischen Nationalen Raumfahrt-Behörde (SNSB) ermöglicht die Durchführung des Programms. Durch eine Kooperation mit der European Space Agency (ESA) ist der schwedische Anteil offen für Studierende aller ESA-Mitgliedsstaaten sowie der mit ESA kooperierenden Staaten. Im Auftrag des DLR Raumfahrtmanagements ist das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) für die Ausführung des deutschen Anteils zuständig. In enger Zusammenarbeit zwischen DLR-MORABA (Mobile Rocket Base), dem schwedischen SSC, ZARM und ESA werden die Studierenden unterstützt und die Experimentkampagnen durchgeführt.
Für die internationalen Studierenden ist es eines der wichtigsten Lernziele, ein vollständiges, 18 Monate dauerndes Raumfahrtprojekt in eigenständiger Teamarbeit durchzuführen. Die Teams müssen sich selbstständig organisieren, ihr eigenes Experiment entwerfen und zusammenbauen. Darüber hinaus müssen sie alle technischen Vorgaben und Sicherheitsvorschriften befolgen, ein eng gestecktes Gewichtsbudget sowie den Zeit- und Kostenrahmen einhalten. Auch die finanziellen Mittel müssen die Studierenden zum Teil selbst beschaffen, weshalb Florian Meyer und sein Team sehr auf das Interesse von Sponsoren an der Arbeit hoffen.
Ansprechpartner des UB-Fire Teams für inhaltliche Fragen:
Teamleiter:
Florian Meyer
meyers_florian(at)web.de
Ansprechpartner für das REXUS/BEXUS-Programm:
Simon Mawn
Tel.: 0421 218-57758
simon.mawn(at)zarm.uni-bremen.de
Ansprechpartnerin für allgemeine Presseanfragen und Bildmaterial:
Dr. Lucie-Patrizia Arndt
lucie-patrizia.arndt@zarm.uni-bremen.de
Tel.: 0421 218-57817