Offizielle Präsentation des GraviTower Bremen Pro

Am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen wird ein weiteres Labor in Betrieb genommen – der GraviTower Bremen Pro. Die Anlage bietet, ähnlich wie der Fallturm Bremen, die Möglichkeit wissenschaftliche Experimente unter Schwerelosigkeitsbedingungen durchzuführen. Der etwas kleinere GraviTower mit einer Versuchsdauer von 2,5 Sekunden kommt ohne Vakuum aus und bietet dadurch eine weitaus höhere Wiederholungsrate. Statt maximal drei Experimenten im Fallturm können im GraviTower bis zu 960 Wiederholungen am Tag stattfinden. Nachdem die ersten wissenschaftlichen Versuche erfolgreich absolviert wurden, wurde die Anlage am 14. Juni 2022 in einer Hybridveranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Live-Veranstaltung noch einmal ansehen:

 

Seit über 30 Jahren prägt der Fallturm die Wissenschaftslandschaft für Forschung in der Schwerelosigkeit. Am Raumfahrtstandort Bremen bietet er Forschenden aus aller Welt die Möglichkeit für 9,3 Sekunden Experimente in Schwerelosigkeit durchzuführen – eine Experimentdauer, die weltweit unerreicht ist und eine exzellente Alternative zu den Forschungsmöglichkeiten im Weltraum darstellt.

Das neue und schnellere Weltraumlabor

Mit dem neuen GraviTower Bremen Pro wird dem Fallturm nun ein zweites leistungsstarkes Weltraumlabor an die Seite gestellt, welches statt einer langen Experimentdauer eine sehr hohe Wiederholungsrate bietet. Mit bis zu 960 Mikrogravitations-Experimenten am Tag eröffnet er den Wissenschaftler:innen ganz neue Möglichkeiten und festigt Bremens internationale Vorrangstellung auf dem Gebiet der Forschung unter Weltraumbedingungen.

Für die Durchführung der Experimente nutzt der GraviTower ein Schienensystem, und kann so auf das Vakuum, welches beim Bremer Fallturm vor jedem Versuch gezogen werden muss, verzichten. Das Besondere daran: Mit Hilfe eines Seilantriebs wird ein Schlitten als Träger der Experimentkapsel auf exakt die Geschwindigkeit beschleunigt, die er theoretisch während eines Katapultfluges im Vakuum des Fallturms erreichen würde. Auf diese Weise wird der störende Luftwiderstand kompensiert.

Durch den Schlitten wird die Experimentkapsel von der Umgebungsluft abgeschirmt. Beim Erreichen der Schwerelosigkeitsphase ist sie von dem sie umgebenden Schlitten komplett entkoppelt und befindet sich für 2,5 Sekunden berührungslos im freien Fall. In dieser Zeit gibt es innerhalb des Schlittens keine Luftbewegung, die den freien Fall der Experimentkapsel bremsen würde, sodass wir eine ähnlich hohe Qualität der Schwerelosigkeit erreichen wie im Fallturm. Gegen Ende des freien Falls wird die Experimentkapsel schließlich wieder an den Schlitten gekoppelt und beide werden durch den Seilantrieb abgebremst.

Seit dem 9. März 2022 führen Forscherteams im GraviTower sehr erfolgreich ihre Versuche durch, die bisher aus den Fachgebieten Feuersicherheit, Gravitationsphysik und Biologie stammen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Wissenschaftler:innen sich bei der Nutzung der Mikrogravitationslabore des ZARM nicht zwischen einer langen Experimentdauer oder einer hohen Wiederholrate entscheiden müssen – das im Fallturm genutzte Experimentkapselsystem findet auch im GraviTower Anwendung, was die Kompatibilität der beiden Anlagen maximiert. Ein Experiment kann, ohne langen Umbau, vom Fallturm in den GraviTower übertragen werden.

Mit der Präsentation des Weltraumlabors am 14. Juni 2022 wurde der GraviTower zum ersten Mal feierlich der Öffentlichkeit präsentiert, auch wenn die Entwicklungsphase noch nicht final abgeschlossen ist. In naher Zukunft soll die Anlage durch eine künstliche Intelligenz, sowie reduzierte Gravitation, wie sie beispielsweise auf dem Mond oder Mars herrscht, erweitert werden.

 

Video zum neuen GraviTower:

 

 

 

Ansprechpartnerin allgemeine Presseanfragen:
Jasmin Plättner | ZARM Fallturm-Betriebsgesellschaft mbH
Tel. +49 421 218-57794
jasmin.plaettner(at)zarm.uni-bremen.de

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